18. Juni 2024
«KI im HR-Management» in der Circle Community
In dieser Diskussion, so Florian Dreifus, Chief Operating Officer von SAP Schweiz, dürfe nicht vergessen werden, dass es der aktuelle Fachkräftemangel sei, der viele Personalabteilungen herausfordere und nicht die KI diesen «Stress» verursache. Denn: «Die KI kann diesbezüglich wenig ausrichten. Aber sie kann dabei helfen, die entsprechenden Prozesse effektiver zu gestalten.»
KI als Unternehmens-Transformation
«KI ist da und geht nicht mehr weg,» zeigte sich Michael Gerlich, Head of Center for Strategic Corporate Foresight and Sustainability bei der SBS Swiss Business School, überzeugt. Und das, obschon gemäss Erhebungen 70% der Mitarbeitenden in der Schweiz Ängste im Zusammenhang mit der KI äussern. Deshalb, so Gerlich, sollten Unternehmen die Implementierung von KI nicht einfach als Entwicklungsprojekt, sondern als organisationsweite Transformation verstehen. Einen konkreten Vorschlag, wie das gelingen kann, äusserte Felix Anderegg, Head of Technology & Innovation bei HR Campus: «Am besten startet man mit einen Use Case, der Akzeptanz schafft, indem er vielen Mitarbeitenden konkrete Arbeitserleichterung bringt, und der transparent kommuniziert werden kann.»
Möglichkeiten für solche Akzeptanz-schaffenden Use Cases gibt es im HR einige:
- Unterstützung bei der Erstellung von Stellenausschreibungen und Job Descriptions
- Ergänzung im Selektionsprozess
- Effizienzsteigerung im Spesenmanagement
- Intelligentere Dokumentensuche durch Chat Bots für Mitarbeitende
Wie viel Mensch, wie viel KI?
Gegensätzliche Ansichten offenbarten sich bei der Frage, wo die ethischen Grenzen von KI im Personalbereich sein sollen. Während sich einige Panel-Teilnehmende kritisch dazu äusserten, die KI auch bei Personalentscheidungen wie Anstellungen oder Beförderungen beizuziehen, stellte Berit Gerritzen, Director AI & Data bei Deloitte, die kritische Gegenfrage, ob wir Menschen tatsächlich weniger «biased», also voreingenommen seien, als es die KI ist. Zudem sollten wir uns überlegen, wie solche Prozesse grundsätzlich weniger diskriminierungsanfällig gestaltet werden können.
Durch den Abend führte Daniel Thüler, Chefredaktor von HR Today, der führenden HR-Fachzeitschrift der Schweiz. Die spannenden Diskussionen wurden nach der Panel-Diskussion beim Netzwerk-Apéro lückenlos weitergeführt. Unterbrochen nur durch einige Virtual Reality-Spiel- und -Arbeits-Erlebnisse in der 7th Space Virtual Reality & Lounge im Circle. Diese Location stellte sich in zweifacher Hinsicht als passend zum Thema des Networking Events heraus: Auch hinter VR steckt immer mehr KI und VR bietet im HR und für Unternehmen immer vielseitigere Möglichkeiten, beispielsweise in Form von virtuellen Veranstaltungs- und Meetingräumen oder für virtuelle Mitarbeitenden-Trainings.
5 Fragen an Berit Gerritzen, Director AI & Data bei Deloitte und Key Note Speaker am HR-Event der Circle Community
Wo siehst du das grösste Potenzial von KI im HR?
In der Rekrutierungsunterstützung, in Form von Chat Bots für Mitarbeitende und bei der Erstellung von Jobinseraten. Aber das hängt immer davon ab, was für die jeweilige Organisation strategisch wichtig ist.
Und wie finden Unternehmen das heraus? Wie finden sie den Einstieg in die KI?
Ich empfehle, sich am Anfang Gedanken dazu zu machen, wo KI fürs Unternehmen den grössten Mehrwert bringen kann – unter Berücksichtigung von Machbarkeit und potenziellen Risiken im konkreten Kontext. Was Unternehmen eher nicht tun sollten: Einfach punktuell da und dort KI-Projekte starten, ohne zuerst eine strategische Perspektive zu schaffen.
Können auch KMU die Möglichkeiten nutzen, die KI bietet?
Es sind gerade KMU, die davon profitieren. Durch KI-Unterstützung sind sie im Stande, Dienstleistungen anzubieten, die in der Vergangenheit nur grosse Unternehmen offerieren konnten. Zudem sind KMU in solchen Veränderungsprozessen oft besonders agil. Und der Einstieg ist wirklich einfach: Beispielsweise, indem man den Mitarbeitenden eine Enterprise-Version eines Large Language Models (z.B. Chat GPT, Anmerkung der Redaktion) für ihre Arbeit zur Verfügung stellt – mit entsprechenden Hinweisen und Trainings, wie dieses verantwortungsbewusst im Arbeitsalltag verwendet werden kann.
Damit ist es getan?
In diesem Prozess wollen die Mitarbeitenden eng begleitet werden. Ihre Vorbehalte müssen ernst genommen werden. Aber insgesamt bieten sich riesige Chancen, gerade in zwischenmenschlichen Begegnungen. Da diese aufgrund von KI und Remote Work seltener werden, werden sie wertvoller und bieten mehr Potenzial.
Dein KI-Tipp für Human Resources?
KI muss als unternehmensweite Transformation betrachtet werden. Dabei sollten das Business, die IT und das HR diese KI-Transformation als gemeinsame Aufgabe sehen, die auch Spass machen darf – und nicht nur auf Effizienzsteigerung ausgelegt ist.